Ich kann mich noch daran erinnern, als wäre es gestern gewesen.
War es aber nicht. Es war im letzten Jahrtausend, an einem Montag-Abend.
Irgendwas war anders… Etwas stimmte überhaupt nicht!
Ich drückte die Türklinke zum Wohnzimmer herunter: „Mama? Ich hab Blut im Slip!“
Wir waren ja schon immer eine sehr offene Familie gewesen…
„Du hast… Oh? Oh!“
Mein Vater schaute mich stumm an. Seine Hand mit den Chips war auf halber Höhe zum geöffneten Mund in der Luft steckengeblieben und sein Kinn fiel auf seine mit Krümeln bedeckte Brust.
Meine Mutter stand auf, ihre Augen leuchteten, ein rührseeliges Tränchen glitzerte am Augenwinkel und sie quiekte: „Schatz! Ich glaub, du hast deine erste Periode bekommen!“
Waaas??
Sie zerrte mich ins Bad.
Ich war ganz verwirrt. Meine erste Periode?
„Aber ich bin doch gerade erst zwölf geworden! Du hast mir doch erzählt, dass man die Periode erst mit 16 bekommt?!“
„Ja, öh, hm (räuspert sich) Naja… Also weißt du, ich war in der Tat erst 16. Aber alle anderen Mädchen hatten ihre Periode da schon längst. Ich war ein klassischer Spätzünder!“
Ich sank apathisch auf dem runtergeklappten Klodeckel zusammen. Periode. Jetzt. Das war einfach zuviel.
„Du solltest dich freuen. Das ist eine große Ehre. Immerhin bist du jetzt eine Frau!“
Was, eine Frau?? Aber ich war doch gerade erst zwölf geword…
Meine Mutter ignorierte gekonnt die leichte Blässe in meinem Gesicht, ebenso meine peinliche Berührtheit. Stattdessen begann sie fachmännisch ein Referat über unterschiedliche Damen-Hygiene-Artikel, während sie mit beflügelten und unbeflügelten Binden euphorisch vor meiner Nase wedelte.
Kein Wunder, dass der Alkoholkonsum unter Teenagern so drastisch gestiegen ist. Betrunken hätte ich mich in dem Moment nämlich auch gern. Vielleicht kam daher ja der Spruch „sich einen hinter die Binde kippen“?
Mittlerweile hatte sich meine Mutter voll reingesteigert. An beiden Handgelenken baumelten an türkisen Fäden Tampons in unterschiedlichen Größen und Formen und sie rief mit zum Himmel empor-gestreckter Extrastark-Binde: „Wie eine Raupe, die sich verpuppt und zu einem wunderschönen Schmetterling wird, wird auch aus einem kleinen Mädchen auf ihrem Weg zur Adoleszenz…“
Den Rest hörte ich nicht mehr. Ich rannte in mein Zimmer.
Was hatte ich als Mädchen nicht schon alles ertragen müssen…
Überfürsorgliche Großmütter, die mit Rosshaarbürsten an meinen Zotteln zerrten, damit ich „auch ja ordentlich aussah“. Die Erkenntnis, niemals im Stehen pinkeln zu können, sondern bei jedem Wildpinkeln diese demütigend gebückte Haltung einnehmen zu müssen. Präpubertäre BH-Einkäufe mit meiner Mutter, die damit endeten, dass sie durch den ganzen Laden brüllte: „Da wächst du sicherlich noch rein!“
Und jetzt das! Per-i-od-e!
Nie zuvor war der Wunsch nach einer Geschlechtsumwandlung größer gewesen…
Meine Mutter stand indes im Flur vor meiner Tür und brüllte irgendwas von „Kleiner Schmetterling, breite deine Flügel aus und flieg, FLIIIEG!!“
Im Wohnzimmer saß mein Vater und rührte langsam mit der Hand in der Chipstüte, während er leise vor sich hinmurmelte: „Super… Ab jetzt darf ich diese Sache zweimal im Monat mitmachen!“
12. Februar 2016 um 18:10
*lautloslach*
Meine Mutter war noch (mindestens) eine Generation früher, daher hat mich deine jetzt voll überrascht. Deine Reaktion dagegen wäre wohl auch meine gewesen 🙂
Mag dein Blog-Banner übrigens sehr.
Liebe Grüße
Christiane
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12. Februar 2016 um 18:13
Als Zwölfjährige, die gerade ihre neuen Körperfunktionen geistig verkraften muss, will man aber keine liberal-moderne Mutter. Maximal eine stumme Umarmung 😀
Dankeschön! Den Banner hat Carolin Reich erstellt. Eine sehr gute Illustratorin: http://www.carolin-reich.de
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12. Februar 2016 um 18:15
Richtig. Man will aber auch keine, die einem überholte Vorurteile und eigene Ängste vermittelt. Deine scheint wenigstens „nur“ peinlich gewesen zu sein. Aber in diesem Alter sind Eltern eigentlich immer peinlich … 😀
Eine stumme Umarmung wär mir auch am liebsten gewesen, glaube ich.
Liebe Grüße
Christiane
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12. Februar 2016 um 18:17
Ohweih, was hat deine denn erzählt? Dass Periode zu Vollmond zu schlechter Ernte führt? 😀
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12. Februar 2016 um 18:29
*grins* Neee, das dann doch nicht. Wobei ich es im Detail nicht mehr weiß, um ehrlich zu sein, sondern nur, dass Periode so was Bedrückendes, Schmutziges war, worüber man am besten nicht sprach. Die „Hurra, ich werde eine Frau“-Gefühle durfte ich allein entwickeln. Hat bei mir auch gedauert, denn ich wäre davor auch lieber ein Junge gewesen … es war einfach praktischer 😉
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12. Februar 2016 um 20:34
*lachtundlacht Herrlich geschrieben!
Und dann: meine älteste Tochter wird im April 12, so mache ich es dann wohl nicht 😉 Das Thema ist eigentlich noch sehr weit weg für mich…
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12. Februar 2016 um 20:45
Wer weiß, was der richtige Weg ist.
Erfahrungsgemäß ist, wie Christiane schon sagte, in dem Alter ja eh alles peinlich…
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12. Februar 2016 um 20:50
Ja, dass das losgeht, da warte ich drauf. Noch geht es. Hab insgesamt drei Töchter, es wird spannend 😉
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12. Februar 2016 um 20:52
Drei? Dann bekommst du entweder Übung oder die klären sich gegenseitig auf 😀
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12. Februar 2016 um 20:58
Jepp, und zwei haben schon „Hormone“, und zwar nicht wenige. Die Jüngste wird dann Vollprofi 😀
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12. Februar 2016 um 21:00
Dann ist das Thema für dich vielleicht doch nicht so weit weg 😉
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12. Februar 2016 um 21:01
Dooohooooch!!! Ist es 🙃🙂😂
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12. Februar 2016 um 20:53
Für mich hieß das damals (13): ab zum Doc und Pille nehmen. DAS mache ich auch nicht!
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12. Februar 2016 um 21:23
Uh. Ich erinnere mich… Ich war mit meinen Eltern auf Kaffeebesuch bei deren Freunden. Mega-peinlich! Ich musste mich vor diesen fremden Ohren offenbaren. Und merke gerade: ich bin auch nach fast 40 Jahren noch sauer auf meine Eltern!
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12. Februar 2016 um 21:42
Oh weih, da sieht man mal, wie uns Frauen das traumatisiert!
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12. Februar 2016 um 22:13
Sooo toll erzählt
Ich hab Tränen gelacht
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12. Februar 2016 um 22:14
Endlich ein Mann in den Kommentaren 😉
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13. Februar 2016 um 9:36
Oh… jetzt fällt mir gerade wieder auf wie alt ich doch bin…
Vor fast 48 Jahre (ich war noch 10 ! Jahre ) gings bei mir los.. und ich merkte das erst in der Schule.. DAS war vielleicht ein Mist!
LG, Petra
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13. Februar 2016 um 9:37
Da merkt man erstmal, wie lange man das schon mitmacht, oder…
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13. Februar 2016 um 12:09
eigentlich schon ganz schön lästig ..
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13. Februar 2016 um 9:56
Bei mir in den frühen Neunzigern ging es sehr viel leiser zu. Keine Euphorie. Keine Einführung in unterschiedliche Damenartikel. Tampons musste ich mir selbst erschließen. (Danke Bravo!)
Mit modernen Müttern hat man es vielleicht auch nicht leichter… aber immerhin scheint es sehr viel offener zuzugehen.
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13. Februar 2016 um 14:34
*lach* Okay ich bin bloß ein Mann, aber…diese Geschichte hat mit amüsiert.
Es gibt einfach nichts besseres als Geschichten die dem Leben entsprungen sind.
Und glaub mir, als Mann hat man es nicht zwingend leichter…ich weiß wovon ich rede 🙂
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13. Februar 2016 um 14:35
Männer dürfen ihre Erfahrungen gern auch teilen 😀
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13. Februar 2016 um 18:33
Ja, die Männer, die leiden so sehr unter uns, wenn es Zeit wird, der Göttin der PMS zu huldigen… ernsthaft, Männer würden sich an unserer Stelle jeden Monat 2 Wochen frei nehmen! Jeden Monat!
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13. Februar 2016 um 18:34
Ach, ich bin mir sicher, die haben es auch nicht leicht. Ich will kein Dings zwischen den Beinen haben, das sich teilweise in den Shorts verdreht (sodass es „zurechtgerückt“ werden muss) oder sich in ungünstigen Momenten meldet…
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13. Februar 2016 um 18:38
Wäre mal einen Beitrag wert. Links- oder Rechtsträger und daß wir Frauen da mal glimpflich davon kommen… ^^
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13. Februar 2016 um 18:40
Wir Frauen sind genaugenommen auch Links- und Rechtsträger. Nur haben wir bei zwei Brüsten ja auch keine andere Richtung zur Auswahl…
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13. Februar 2016 um 18:46
Kriminell wird es, wenn unsere Oberweite beschließt, halb links oder halb rechts zu wählen. Das wirkt dann schnell so, als wenn unterfüttert werden müßte. Ab einem gewissen Alter haben Push-Up-BHs ihre Berechtigung erworben, im Zuge einer Einkaufstour beachtet zu werden. Doof ist nur, daß die manchmal so eng sind, daß man zwar toll aussieht, aber recht dämlich wirkt, weil man nach Luft schnappt *röchel*… oder habe ich noch nicht den Laden meines Vertrauens entdeckt? *angestrengt nachdenkt*
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13. Februar 2016 um 18:47
Ich hab bei Push-Ups immer das Gefühl, der BH hat eine Form und meine Brust eine andere. Davon abgesehen lassen sich diese BHs weder waschen noch ordentlich lagern XD
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13. Februar 2016 um 18:48
Womit wieder eine Marktlücke aufgedeckt wäre. Mit dem richtigen Geschäftsmodell und dem passenden Geschäftsmodel könnten wir uns eine goldene Nase verdienen!
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14. Februar 2016 um 17:55
Saß auch mit einer Tüte Chips da und hab kurz vor dem Mund gestoppt.
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15. Februar 2016 um 21:45
…auch mit 12…ABER bei meiner Oma und es gab nur Watte *grööööhhhlll* …also nix mit Aufklärung oder gar Tampons…musste heftigst lachen bei Deinem Beitrag, weil ich mir immer vorgenommen hatte, es bei meiner Tochter genauso zu machen, wie Deine Mum…wie gut, dass das nichts wurde ;-))))))
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15. Februar 2016 um 21:46
Und wie wurde es?
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15. Februar 2016 um 21:50
Bauchschmerzen, Übelkeit und Kopfweh inklusive, also hab ich sie nur umärmelt, kurz Binden gezeigt und mich verdünnisiert zum Wärmeflasche holen 😉
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15. Februar 2016 um 21:50
Ach, das klingt sehr gut *neid* 😀
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15. Februar 2016 um 22:03
Ganz ehrlich : freut mich, sorry…ich hatte immer das Gefühl, dass das vllt zu wenig war…ich glaub ich geh morgen mal fragen. Mittlerweile bin ich ja aus dem peinlichen Alter raus 😉
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15. Februar 2016 um 22:05
Mach mal. Wollt grad fragen, wie sie das sieht.
Wie alt ist sie denn, wenn man fragen darf?
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15. Februar 2016 um 22:06
wird 18 dieses Jahr
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20. Februar 2016 um 22:49
Ich musste jetzt aber auch lachen…zu geil geschrieben 😀
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29. Februar 2016 um 10:41
Ich find ja die Reaktion deines Vaters mega chillig 🙂
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29. Februar 2016 um 11:32
Ja, ne? 😉
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