Roe Rainrunner

Rainrunning at its finest

28 | Torheit schützt vor Altern nicht

17 Kommentare

Aus gegebenem Anlass müssen wir uns mal über das Altern unterhalten.
Früher habe ich mich auf das Altsein regelrecht gefreut. Ein netter Platz im Altenheim, wo man den Hintern abgewischt bekommt, geduscht und angezogen wird, man das Essen gebracht bekommt und man nebenher junge, gutaussehende Zivildienstleistende in den Knackarsch zwicken kann. Statt einer Anzeige wegen sexueller Belästigung würde nur ein gelangweiltes „Ach, mach dir nichts draus. Das ist Frau Rainrunner. Die ist total dement und rafft gar nichts mehr!“ vom Kollegen kommen. Während ich unauffällig die straffen Bauchmuskeln des nächsten Zivis erforschen und mir denken würde ‚Verlasst euch drauf, Jungs. Dieses Geheimnis nehme ich sicher mit ins Grab…‘
Und heute? Kein Wehrdienst, keine Zivis. Sie nehmen uns nicht nur die Rente. Nein, auch der Spaß ist gestrichen!

Kein Wunder also, dass immer mehr Leute verzweifelt versuchen, jung zu bleiben.
Besonders bei Prominenten scheint es nicht mehr die Unterscheidung zwischen „jung“ und „alt“ zu geben, sondern nur noch „jung“ und „glatt“. Wobei „glatt“ keinerlei Hinweise auf den biologischen Zustand des Menschen zulässt. Die Person könnte auch bereits tot sein…

Auch ich werde älter.
Jeden Tag wache ich auf und frage mich, wer der fremde Mann in meiner Wohnung ist, der sackkratzend bitteren Kaffee schlürft. Nur um die Antwort zu erhalten: „Ich bin dein Freund. Schon seit über zwei Jahren!“
Ich fahre zur Arbeit, klappe den Laptop auf und widme mich routiniert meinen täglichen Aufgaben. Bis der Sicherheitsdienst kommt und mich fragt, was ich schon wieder im 7. Stock zu suchen habe, er hätte mir doch schon tausendmal erklärt, dass ich im 8. arbeite…
Mittlerweile habe ich auch gelernt, dass es nicht gut ist, die Gingko-Biloba-Tabletten (Gedächtnis und Konzentration!) und die Cranberry-Kürbis-Pillen (Nieren und Blase!) zusammen mit starkem Kaffee einzunehmen. Von sowas kriegt man in meinem Alter nur Herzrasen!

Ansonsten lässt sich das Alter natürlich auch super für eigene Zwecke ausnutzen.
Der Chef hat dir Aufgaben übertragen? Hast du entweder nicht gehört („Reden Sie lauter! LAUTÄÄÄR!!“) oder schlicht vergessen!
Deine Hosen sind mal wieder alle in der Schmutzwäsche? Macht nichts, geh einfach im Schlüpfer einkaufen. Haar-Styling kannste dir dann auch schenken. Die Leute werden bloß sagen: „Jaja, letzte Woche hatte sie nichtmal ein Oberteil an, vermutlich altersbedingte Demenz. Hoffentlich werden wir nie so…“

Hoffentlich werden wir so!
Ich bin der festen Überzeugung, dass uns die Alten nur was vorspielen. Die sind in Wahrheit total fitt und genießen es einfach, jeden Tag Quatsch zu machen und damit durchzukommen!

Ein Hinweis an alle, die das Altern trotzdem nicht ertragen können: Ihr kennt doch sicherlich den Tick von Eltern, das Alter ihrer Kinder mit „17 Monate!“ zu erörtern, während man sich denkt ‚Sag doch einfach, dein Kind ist knapp anderthalb…‘
Mach euch das zunutze! Ihr seid Mitte 50 und wärt lieber 25? Dann antwortet auf die Frage nach dem Alter doch einfach: „Ich bin 25! 25 Jahre und 370 Monate!“

Autor: roerainrunner

https://roerainrunner.wordpress.com

17 Kommentare zu “28 | Torheit schützt vor Altern nicht

  1. Total launig geschrieben – vielen Dank 😀

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  2. Du wirfst also eine Verschwörungstheorie in den Raum? Die Senioren lassen die Kuh fliegen, weil keiner annehmen würde, es wäre ernst gemeint? Gute Taktik. Ich nehme sogar an, es finden heimlich irgendwelche Gehwagen-Tournaments statt, wo die Alten mit verflucht hohen Einsätzen ihre Rente aufbessern. Irgendwie muß der Spaß ja kanalisiert werden. 😉

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    • Ich wette, sobald man in Rente kommt, gibt es einen geheimen Rat, der in einem Kurs „Vernünftig altsein, aber nicht vernünftig sein“ beibringt, wie das so abzulaufen hat.

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    • Sorry an susiekrie und den Autor:
      ich hab den Artikel wirklich noch gar nicht gelesen (Ehrenwort).
      Nur der eine Satz von dir, Susie, trifft den Nagel auf den Kopf… weil ich inzwischen auch Pensionär bin, kann ich das nachempfinden:
      “ Irgendwie muß der Spaß ja kanalisiert werden. 😉 “ , das ist gar nicht so einfach, jedenfalls für mich und vielleicht viele andere `Leidensgenossen´ wahrscheinlich auch.. damit hast du das Thema der Woche eröffnet. Auf weitere Stellungnahmen aus dem wirklichen Leben bin ich gespannt.
      Vielen Dank!
      PJP

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  3. Vielleicht machen wir passend zum Thema heute Sonderkonditionen: Jeder, der kommentieren will, muss sein wahres Alter preisgeben (leider lässt sich das ja eh nicht überprüfen). Also sagen wir: Biologisches und gefühltes Alter!

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  4. Ginkgo – Biloba klingt wie eine heftige Viruserkrankung. Ich schwöre auf Kaffee und gelegentlich etwas Unsinn 😉 wenn mich meine Teenager Kids jedoch überstrapazieren, schnellt das gefühlte Alter Richtung Seniorenstift…

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  5. Echte 65. Gefühlt zwischen 13 und 90. Weitgespannt.. aber kategorisch imperativ..!

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  6. echt 39 E …gefühlt pffff Denke wie 55, Fühlen wie 15, Benehmen dazwischen schwankend 😉

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  7. Eine wahrhaft erschöpfende Darstellung. Ich freue mich auf die Einkäufe im folgenden Lebensjahrzehnt.

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  8. Starker Kaffee soll Demenz entgegenwirken. Hab ich irgendwo gelesen. Ich weiß nur nicht mehr wo 😉
    Vielleicht übernehmen knackige Maschinen den Zivildienst wenn wir reif genug sind? Lassen wir uns überraschen!

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  9. Hallo, ein wirklich witzig geschriebener Artikel! Und Deine Ideen kann ich sehr gut nachvollziehen, seit ich die 35 +5 (pscht!!) überschritten habe! Nachher gehe ich ins Altenheim. Leider erzählen mir die meisten Gesichter dort eine andere Geschichte… Aber ich denke, dass weißt Du natürlich. Und es gibt da glücklicherweise auch ein paar, deren Gesichter in manchen Situationen verschmitzt aufleuchten in Erinnerung an längst vergangene Zeiten… Eine andere Seite des Alt-Seins habe ich übrigens vor Kurzem auf meinem Blog beleuchtet („Kurzgeschichte:“Ein Anruf nur…“). für die, die sich für das Thema interessieren… Wünsche allen Lesern eine tolle Woche, Nessy von den happinessygirls

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    • Altersheim ist kein Zuckerschlecken. Ich wünschte, es wäre so…
      Immerhin hat meine Oma sich nach einigen Dekaden als einsame Witwe gefreut, im Altersheim kurze Wege zu ihren Freundinnen zu haben. Allerdings war meine Oma auch nicht bettlägerig und konnte sich alleine versorgen. Sie ist eher ins Altersheim, um im Notfall schnell Hilfe zu erhalten.

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