Roe Rainrunner

Rainrunning at its finest

35 | Da hilft auch keine Emanzipation

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Momentan bin ich Single.
Während der meisten Zeit genieße ich das Alleinsein: Man streitet mit niemandem um die Fernbedienung. Das Bad ist nicht immer genau dann besetzt, wenn man mal dringend muss. Und nachdem man sich vier Kilo Chips während eines Sex-and-the-City-Marathons reingezogen hat, beschwert sich keiner über das krümelpieksende Sofa.

Manchmal fühle ich mich als Single aber auch frustrierend einsam.
Nein, ich meine damit nicht diese Momente, in denen mal wieder die letzten Batterien den Geist aufgegeben haben und der Vibrator unbrauchbar wird…

Ich kam gerade von der Arbeit heim. Müde, ausgelaut, aber vor allem: hungrig.
Der Kühlschrank hatte schon bessere Tage gesehen. Der darin befindliche Inhalt definitiv auch.
Also krame ich aus einem staubigen Regal ein ebenso staubiges Glas. Ob das nun Rotkohl ist oder doch eher Sauerkraut, kann ich nicht mehr so genau erkennen. Dem Haltbarkeitsdatum zufolge wird das Glas jedoch auch noch existieren, wenn meine Enkel bereits berufstätig sind.
Das einzige, was einer warmen Mahlzeit nun noch im Wege steht, ist der Deckel.
So macht sich frau daran, das Glas zu öffnen.

Denkste.
Während sich meine feuerroten, verkrampften Hände verzweifelt um den Deckel des Glases winden, blicken sich meine Augen suchend um. Doch er ist nicht da. Er, der meines Tages Held hätte werden können, indem er mit seiner unbändigen Kraft dieses Glas öffnet. Er, der sich mit dieser großherzigen Tat den Titel „Ernährer“ wirklich verdient hätte!

So tue ich erstmal, was Frauen angeblich am besten können: rumzicken.
Während ich also rhythmisch mit der Kante des Glases auf den Rand der Spüle einhämmere, brülle ich laut „DU BLÖDES „§%?!§$& GLAS! GEH ENDLICH AUF, BEVOR ICH HIER VOR HUNGER VERRECKE!“
Ziemlich aussichtslos. Vor allem, wenn man aufgrund des Hungers eh schon völlig geschwächt ist und die Schläge mit jedem Hieb hilfloser werden.

Irgendwann in solchen Momenten passiert dann meist folgendes:
a) Ich bin vom Hunger so erschöpft, dass ich Glas und Spüle in Ruhe lasse.
b) Die Spüle bekommt eine Delle, woraufhin ich entsetzt das Glas fallenlasse und brülle: „So bekomme ich die Mietkaution aber nie zurück!“
c) Das Glas geht kaputt und ich bekomme schlechte Laune, weil jetzt auch noch Splitter im Abendessen sind.

Was hätte die Höhlenfrau in so einer Situation getan, wenn der Höhlenmann gerade auf Mammut-Jagd und somit abwesend war?
Nungut, bei Höhlenmenschen gab es noch keine Einmach-Gläser. Da wäre das Abendessen höchstens weggerannt, was wiederum den Verantwortungsbereich des Mannes belangt hätte, Stichwort „Jäger und Sammler“.
Dennoch ist der Steinzeit-Gedanke gar nicht so verkehrt. Denn was haben Steinzeit-Menschen auch verwendet? Werkzeuge!

Nachdem ich dann mit einer Gabel, einem Fischmesser, einem Pizzaschneider, einem Dosenöffner, einem Pfannwender, einem Korkenzieher und einer Nagelfeile das Glas verzweifelt zerkratzt, verbogen, gedellt und zerhechselt habe, geht der Deckel endlich auf.
Ihr wisst ja: Der Klügere gibt nach…

Ich seh mich schon am nächsten Anzeigentext für die Singlebörse arbeiten: „Kleine schwache Frau sucht großen starken Mann für ‚besondere Momente‘!“

Autor: roerainrunner

https://roerainrunner.wordpress.com

60 Kommentare zu “35 | Da hilft auch keine Emanzipation

  1. hahahahaha typisch singlefrauen meinst du…. das geht single-männern ganz genauso 😀

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  2. Ohja, diese vermaledeiten Einmachgläser. Wieviele von diesen Biestern haben mir schon Messerspitzen verbogen, weil die Deckel sich geweigert haben ein Loch zu bekommen. Wird mit Mann im Haus aber auch nur bedingt besser XD

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  3. Oh, die Schwierigkeit kenne ich. Ich fühle mich auch immer wie ein sehr gewalttätiger Mensch mit viel Potenzial zum Auftragskiller, wenn ich den Deckel hingebungsvoll mit einem Messer malträtiere.

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  4. ich hab da aus urzeiten so ein längliches, flaches metalldings, da klemmt man den deckel ein und maximiert die kräfte unglaublich! und: ich habe immer gewonnen!! das haut die männer vor bewunderung aus den socken 😉

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  5. ich mach das immer mit einen Fischmesser….und hochhebeln, dann hört man den Druck entweichen und offen ist;-)))

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  6. Ich sage nur Brix Jar Key für Schraubgläser! Nicht so gefährlich wie ein Fischmesser und der Deckel bleibt verwendbar 🙂 Einkochgläser habe ich schon seit Jahren nicht mehr bekämpft.

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  7. „Frau mit Magen sucht Mann mit Armen“? 😉

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  8. Du könntest auf Tütensuppen umsteigen. Deren natürlicher Lebensraum ist recht selten in Gläsern und somit sollten sie auch für dich als „Jäger und Sammler“ in Personalunion erlegbar sein 😀

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  9. Ein wenig Grundkenntnisse in Chemie ersparen den Kraftaufwand… Glas und Metall dehnen sich unterschiedlich aus bei Wärme, einfach lässig heisses Wasser über Glas und Deckel laufen lassen und schon ist die Mahlzeit gesichert… elegante Pose nicht vergessen 😉

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  10. Also ich pieke da immer mitm spitzen Messerchen in den Deckel, dann geht ditte 😀

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  11. Das nächste Mal drehst Du das Glas, klopfst vorsichtig auf den Glasboden, dann wieder umdrehen (wichtig!), und der Deckel wird aufgehen. Wenn der Rotkohl nicht von selbst wegläuft, wird er auch genießbar sein ;)… Gruß von der auch-alleine-Deckelaufmach-Spezialistin!

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  12. Wiederspennstige Verschlüsse sind die Herausforderung des Lebens, die ich immer gerne selbst angenommen habe. Ich kann nicht viel, aber u. a. Dosenravioli nur mit Hilfe eines Küchenmessers öffnen. Einen Mann braucht man für die wirklichen Härtefälle des Lebens. Quengelige Kinder z. B.

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  13. Das Wichtigste überhaupt …, du hast den Inhalt überlebt 😉

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    • Wie war das nach einer Gratis-Gemüse-Suppen-Probe? „Oh nein, ich hab die Suppe nur gegessen, weil ich sie nicht verschwenden wollte. Aber mir ist jetzt total schlecht davon und wenn ich mich übergebe, war alles umsonst!“

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  14. Wenn ich Dir verrate, wie Du es ohne Mann schaffst; bin ich dann Schuld, wenn Du lebenslänglich Single bleibst? Wenn Du nicht Single bleiben möchtest, lies einfach nicht weiter.
    Also, die Sache ist ganz einfach. Im Glas ist Luft. Die muss raus. Man(n) dreht das Glas, Kopf nach unten (Kopf vom Glas bitteschön, also den Deckel). Klopft mit dem Handballen auf die (jetzt nach oben guckende) Unterseite vom Glas. Luft geht raus. Glas lässt sich öffnen.

    Oder auch nicht. Dann wiederholst Du das.
    Eventuell noch mal. Und nochmal. Dammi nochmal.
    BIS DAS BLÖDE GLAS ENDLICH AUFGEEEEHHHHTTTT!

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  15. 🙂 Das hört sich wirklich nach Überlebenskunst pur an. Mit und ohne Beziehung kann es schön sein und in Notfällen hat man dann doch meistens eine Idee für die Lösung des Problems…. auch wenn einiges zu Bruch gegangen ist 🙂 LG

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  16. Hallo, warum folgt mir jemand, der einen so viel lustigeren und inhaltsreicheren Blog schreibt als ich? Bin sprachlos.

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  17. Zuerst versucht man den Deckel mit Hilfe eines Gummihandschuhs aufzuschrauben, dann rutscht das nicht. Einweg geht auch.
    Wenn das nicht hilft, nimmt man ein normales Streichmesser und haut vorsichtig mit der stumpfen Seite rund um den Rand herum kleine Dellchen rein. Dabei geht nicht das Glas kaputt, aber dadurch verbreitert man quasi das Gewinde.
    Sollte auch das nicht helfen, musst du einem starken Mann telekinetisch die Kraft rauben. 😀

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  18. Nee, solche Versorgerinhaltssattmacherlösungen hat Frau nicht im Haushalt. Nur leicht öffnende ,Tiefkühlkost ,kommt zum Tragen. Toller Beitrag 🙂

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