Roe Rainrunner

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47 | Noch nicht mal der Tod ist gratis

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Vom Aufstehen bis zum Zubettgehen ging alles schief.
In solchen Momenten blickt man auf sein Leben zurück und ärgert sich, weil man solche Tage schon öfter hatte.
Dann erinnere ich mich an meine Deutschlehrerin der 6. Klasse, die stets zu sagen pflegte: „Im Leben ist nichts gratis. Nicht einmal der Tod, denn er kostet das Leben!“
Und doch hatte wohl schon jeder von uns mal so einen Tag, an dem er sich gefragt hat, ob es nicht einfacher wäre, tot zu sein.
Die Frage wäre dann nur noch, wie man seinem Dasein ein Ende setzt?

Die erste Idee wäre, sich die Pulsadern aufzuschneiden.
Da kann der Staat noch so strenge Waffengesetze erlassen, jeder Mensch hat wohl ein paar Messer daheim.
Vielleicht ist es aber so wie bei mir: Ich bin ein ziemlicher Kochmuffel und alles, was man bei mir findet, sind stumpfe Butterbrotmesser. Mit einem solchen könnte man wohl selbst nach 20 minütigem Einsatz noch nicht mal abgeschürfte Haut erzeugen.
Also kann man diese Idee gleich wieder knicken…

Die klassische Variante mit Strick und Stuhl?
Aber auch das ist nicht so einfach: Es geht damit los, dass kaum ein Mensch einen tragfähigen Haken in seiner Wohnung hat. Dazu fehlt dann auch noch ein gutes, belastbares Seil. Man will sich ja schließlich nicht den Hals wundscheuern! Und dann die Höhenangst, wenn man auf dem Stuhl steht. Immerhin könnte man herunterfallen!
Nein, das wäre keine hilfreiche Alternative…

Rauchen ist übrigens ebenfalls keine Lösung.
War dies früher für Menschen der billigste Weg um Abhilfe zu schaffen, kann sich aufgrund der gestiegenen Kosten kaum noch jemand Zigaretten leisten.
Davon abgesehen rauche ich schon seit Jahren und lebe immer noch! Was ist denn nun mit „Rauchen ist tödlich“, wie es auf dem Aufkleber jeder Schachtel steht?
Man sollte es eben besser wissen. Schließlich steht darunter „warnt der Gesundheitsminister“. Sind eben doch alle Politiker Lügner…

Manche sollen ja versucht haben, gegen einen Baum zu fahren.
Ob das in der heutigen Zeit noch hilfreich ist? Bei Autos mit Knautschzonen, Airbags und Seitenaufprallschutz?
Davon abgesehen besitze ich gar keinen Führerschein. Nachher würde ich nur einen Unfall bauen…

Apropos Fahrzeuge. Wie wäre es mit dem Sprung auf die S-Bahngleise?
Man könnte beim Herannahen des Zuges einfach vom Bahnsteig hoppsen.
Vermutlich würde die S-Bahn dann aber 20 Meter vor einem halten – weil aufgrund von Einsparungen und Materialschäden mal wieder nur ein Kurzzug eingesetzt worden war. Wer hätte das gedacht, die Deutsche Bahn als Lebensretter. Wo sie sonst in ihren schlecht klimatisierten ICEs doch eigentlich ganz gern mal Menschenfleisch brutzeln…

Wie wäre es mit Tabletten?
Dafür müsste man allerdings erstmal zur Apotheke. Wie immer beim Einkaufen fände man auch dort lange Menschenschlangen vor, in die man sich einreihen müsste. Während man genervt warten würde, bis man endlich dran ist, hörte man die glorreichen Verkaufsdialoge mit: „Aber ich hab die Tabletten immer bekommen!“ – „Ja, aber nur, wenn Sie ein Rezept hatten.“ – „Aber ich hab die Tabletten immer bekommen!“ – „Jaha, aber Sie haben kein Rezept!“ – „Aber ich hab die doch immer…“
Oder auch: „Nein, Frau Müller! Zäpf-chen! Nicht oral benutzen!“ – „Oral B?“ – „Neihein! Sie müssen sich diese in den… Warten Sie, in der Packungsbeilage ist doch eine Abbildung… Herrgott, stecken Sie sich die doch einfach sonst wohin!“
Ganz ehrlich? In so einer Situation will man sich doch gar nicht mehr umbringen. Höchstens alle anderen!

Ja, so ein Selbstmord könnte richtig schmerzhaft werden. Vermutlich ist es doch ungefährlicher, einfach weiterzuleben.

Autor: roerainrunner

https://roerainrunner.wordpress.com

57 Kommentare zu “47 | Noch nicht mal der Tod ist gratis

  1. Heute mal ein Beitrag aus der Kategorie „ganz schwarzer Humor“, oder frei nach dem Motto „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“.

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  2. Da fiel mir spontan der Spruch ein : ‚Wenn alle Stricke reißen, hänge ich mich auf…‘

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  3. aaaaaaaaaaaaaber sehr schwarzer humor hahahahaha, trotzdem leicht geschmunzelt

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  4. Es gibt so viele, die einen Sprung/Sturz vor den Zug überlebt haben.
    Ansonsten, so bitter es ist, es ist so.

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  5. Politiker sind alles Lügner. ….Warum habe ich da nie dran gedacht und habe mit dem rauchen aufgehört? Mist. Muss eben los. Zigaretten holen..

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  6. Ich finde es ausnehmend gelungen. Und man sollte ergänzen: Die Rasierer-Industrie erschwert es einem auch, seitdem die diese Mehrklingen-Rasier produzieren und sie wie Wilkinson dann auch noch hinter Gitter packen. Mit einer traditionellen Rasierklinge war das ja schon schwieriger als mit dem Rasiermesser … Aber damit? No way!

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  7. … wenn es einer wissen will die Pulsadern längs aufschneiden im warmen Badewanne geht es am schnellsten und darreicht auch die Klinge eines einwegsrasieres… Taue und Fachgespräche gibt es in jeder Hafenstadt und wie wir aus den Nachrichten kennen braucht es nur eines Lebensgelangweilten, der seinen U-Bahn Sprungkick an Anderen auslebt… schlecht dosierte Schlaftabletten führen lediglich zu erbrechen mit der Hoffnung auf Traumfigur… und Hochhäuser stehen doch überall= Bunjeejumping ohne Seil…

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  8. Warum entwickeln die Firmen dann Rasierer mit Gittern, die so doof fies rumreissen? Ist ja skandalös! Nicht daß man sich beim Beine schick kratzen aus Versehen einen tödlichen Schnitt verpasst! *grübel, nur haarscharf am Thema vorbei* rofl

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  9. „Nicht mal der Tod ist umsonst, kostet das Leben…“… da fällt mir noch ein, die Omi sagte immer „des‘ letzte Hemd hat keine Taschen“… was gibt es da noch für dolle Sprüche?

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  10. Fast ist dein Beitrag als makaber zu bezeichnen. Du vergisst die Möglichkeit in die Schweiz zu reisen und dort völlig schmerzlos ins Jenseits befördert zu werden. Ist auch nicht gratis, aber dafür könnte man ja seine letzten Mäuse zusammenkratzen 😇

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    • Und obwohl er makaber ist, unterbreiten alle Leser fleißig Ratschläge 😀
      Kann man das denn? Einfach hinreisen, sagen „Hallo, ich bin Deutscher, aber ich will hier weg?“ 😀 Ich hab keinen Führerschein, vergiss das nicht 😉

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      • 😂😂😂 Na, der Tod gehört doch zum Leben und in meinem Alter denkt man dann schon mal so 10-20 Jahre weiter und dann kommt diese Möglichkeit ins Spiel, die ich persönlich nicht ganz so abwegig finde wie viele andere. Warum nicht selbst entscheiden, wann es Zeit ist. Über die „Modalitäten“ und „Voraussetzungen“ habe ich aber doch noch nicht so ganz genau erkundigt. Dafür ist noch zu viel Leben in mir. Das Problem Führerschein wird sicher zu lösen sein. Einfach noch ein Sümmchen drauf legen und du wirst – wo auch immer – abgeholt. Ist doch alles nur eine Frage des Preises ☺️ wie überall im Leben und letztendlich auch im Tod!

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        • Ok, du gehst das Thema also ganz pragmatisch an. Ja, hat auch was.

          Das Problem, das ich immer sehe ist: Solang du noch in der Lage bist, die Entscheidung über Leben und Tod zu treffen, geht’s dir ja gut. So gut, dass du noch leben willst. Erst, wenn es dir richtig mies geht, möchtest du ja auch erst sterben – und dann kannste es ggf. nicht mehr entscheiden. Ein ganz großes Dilemma.

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          • Da sprichst du ein wahres Wort gelassen aus. Solche Entscheidungen kann man eigentlich nur mit dem Partner oder den Kindern rechtzeitig besprechen, aber so ein „aus dem Leben scheiden in der Schweiz“ geht tatsächlich nur, wenn man geistig noch voll auf der Höhe ist und sozusagen unterschreibt.
            Tatsächlich finde ich deinen Beitrag total witzig und auch komisch – im wahrsten Sinne des Wortes. Aber deine Aufzählung an Suizid-Möglichkeiten hat mich dazu bewogen, die meinige hinzu zu fügen. Ich habe übrigens eine Patientenverfügung, eine Vorsorge- und Betreuungsvollmacht sowie eine Beerdigungsverfügung bereits ausgefüllt. Insofern bin ich pragmatisch. Kein Stress für Angehörige, Familie und die Kinder, falls es mal schnell mit mir bergab gehen sollte 😉

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  11. Sprung vor die S-Bahn wäre einfach nur mies und unsozial. Da sitze dann garantiert ich drin, halb verhungert am Ende einer verspäteten Zugfahrt, bei der die Bahn mal wieder alles geboten hat was geht. Und dann ist da noch der Lokführer, der sich tierisch erschrickt, und wenn Du dann vielleicht doch den Zug nicht richtig triffst, liegst Du mit Trümmerbruch im Handgelenk im Krankenhaus und darfst da noch nicht mal rauchen.

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    • Das seh ich tatsächlich auch so. Wer sich umbringen will, sollte nicht andere da mit „reinziehen“.
      Ich fürchte aber, in der Situation isses dir scheißegal. „Nach mir die Sintflut“, sozusagen.

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  12. So einen ähnlichen Text zu Varianten hab ich vor Jahren auch mal geschrieben. Bislang aber aufgrund seiner literarischen Unfertigkeit plus mangelnden Seriosität nicht veröffentlicht 🙂

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  13. Die Tücke des Objekts macht vor nichts Halt.

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  14. ich bitte darum, dass du gefälligst am leben bleibst, damit wir noch lange was zu lachen (und zu weinen) haben beim lesen deiner gedanken!! schönste grüße, a

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