Roe Rainrunner

Rainrunning at its finest

90 | Bug-Alert

29 Kommentare

Ich mag keine Bugs.
Bei einem Software-Supporter verwundert diese Aussage wenig.
Allerdings bin ich auch kein Fan der echten Bugs. Besonders fliegende oder hüpfende Insekten haben mein Herz nicht im Sturm erobert, sondern die windschiefe Hütte meiner Seele eher davongepustet.

Letztens hatte ich einen derartigen Gast unerwartet zu Besuch.
Ich hatte nur eben den Wäscheständer vom Balkon reingeholt um die Wäsche zu falten, drehte mich kurz weg und… „Ja, wo kommst du denn her?“ Ein grünliches Wesen saß auf meinem frisch getrockneten BH und schaute mich aus großen Augen an. Nein, kein kleines grünes Männchen; nur ein Grashüpfer. Und meine Frage war ernstgemeint, immerhin wohne ich im 10. Stock. Da erwartet man Spatzen, Fledermäuse oder Luftratten, aber doch keine Grashüpfer. Dass der Gemeine Grashüpfer nicht nur hüpfen, sondern auch fliegen können, war mir zwar klar, nur irgendwie trotzdem nicht bewusst.
Bleiben konnte er auf keinen Fall. Nicht nur, weil ich den BH jetzt wegfalten wollte, sondern weil er sich im Wohnzimmer vermutlich nur verirrte und mir dann während eines Kundentelefonats ins Gesicht hoppsen würde, was ich mit einem für den Kunden nicht nachvollziehbaren Gekreische quittieren würde. Aber ein Insekt berühren, dass hüpfen UND fliegen kann und damit doppelt in der „Bäh!“-Kategorie vertreten ist? Davon abgesehen sah ich mich bereits den Nachmittag damit zubringen, einem nervös herumhoppelnden Lebewesen nachzujagen…
Der Grashüpfer schaute mich interessiert an. Offenbar beindruckte ihn meine Anwesenheit im Gegenzug überhaupt nicht.
Erstmal machte ich ein Foto von ihm (er ließ es sich gefallen) und schickte es an den Mann, mit dem Kommentar: „Gugg mal, du bist nicht der einzige Kerl, der sich für meine Unterwäsche interessiert, hähä!“ Sollte der Grashüpfer mich attackieren (und gewinnen!), konnte der Mann so dem Rettungstrupp gleich genaue Angaben geben, zu welcher Uhrzeit er den letzten Kontakt mit mir gehabt hatte…
Ich legte die Digicam weg und näherte mich vorsichtig dem Wäscheständer, hielt eine Hand in Reichweite und die andere in gewölbter Form dorthin, wo ich Ausweichsprünge vermutete. Der Grünling kroch (WAS, hüpfen, fliegen UND kriechen?!) völlig unbeeindruckt auf meine Hand und krabbelte neugierig über die Nägel hinweg. Sein Gebaren kitzelte gar fürchterlich und ich musste mich beherrschen, ihn nicht im Reflex kichernd abzugestikulieren. Langsam trat ich mit ihm raus auf den Balkon, hielt die Hand so an die Brüstung, dass er sie sehen konnte (was bei diesen Augen vermutlich sowieso jeder Winkel ist…) und ohne Zögern setzte er einen Fuß nach dem anderen aufs Geländer.
So problemlos, wie das abgelaufen war, hätte es mich nicht gewundert, wenn er mir für meine Chaffeur-Dienste ein Trinkgeld gegeben hätte…

Normalerweise ist es mit dem Viechzeug hier nicht so friedlich.
Im Juni waren dicke braune Käfer unterwegs. Ich dachte, es handele sich um Maikäfer. Meine Freundin meinte, es seien Junikäfer. Mai, Juni, der Monat ist mir doch völlig egal! Die Dinger brummten durch die Lüfte wie fliegende Walnüsse und okkupierten meinen Balkon, wo ich ihnen angewidert Stupser verpasste, damit sie sich wieder verzogen.

Leider gibt es hier kaum Spinnen. In meiner alten Wohnung gab es kein Zimmer, in dem nicht mindestens eine große, haarige Spinne wohnte. Ich gab ihnen Namen und sprach freundlich mit ihnen. Sie sahen mich dabei stets aufmerksam an (auch wenn sie sich vermutlich nur dachten ‚WAAAH, EIN RIESIGES MONSTER VERFOLGT MICH!!‘ und nicht aus ihrer Schockstarre kamen…)
Spinnen fallen weder unter die Fliegen- noch Hüpfen-Gattung, fressen dafür aber alle „Bäh!“-Kategorie-Insekten anstandslos auf. Gemäß dem Spruch: „Der Feind meiner Feinde ist mein Freund“ sind Spinnen bei mir stets herzlich willkommen.
In der alten Wohnung konnte man wunderbar Arachnide von der Wand pflücken, an einer strategisch günstigen Stelle, zum Beispiel dem Fenster, positionieren und – hier, Elfriede, das ist dein neues Revier. Siehst du die eklige Grabwespe, die da am Efeu langhangelt? Guten Hunger!
Tolle Symbiose!
Und hier? Nichts. Weit und breit nichts Achtbeiniges. Dafür fliegender Nussmix!

Ich glaube, es wird langsam Zeit, dass ich die Fliegenklatsche durch was Ordentliches ersetze. Zum Beispiel einen Cricketschläger…

Autor: roerainrunner

https://roerainrunner.wordpress.com

29 Kommentare zu “90 | Bug-Alert

  1. „It´s not a bug, it´s a feature!“ Hach, den Satz wollte ich immer schon mal sagen bzw. schreiben! 😉

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  2. Grashüpferalarm(das arme Tierchen hat sich mehr erschrocken,als die BH Besitzerin-/Zusammenfalterin )…..
    schon was vom Tierschutz gehört ? Einfangen und durchs Treppenhaus vorsichtig tragen.. Ist doch mal was anderes, so als tragende Gestalt😄

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  3. Einen Cricketschläger? Wie mondän 🙂 Selbst Grashüpfer haben ab und zu Durst und Hunger, aber da beißen die bei dir wohl auf Granit, hä? 😀 Liebe Roe, ich will dir ja nicht deine alten Gewohnheiten madig machen (achte auf das Hammerwortspiel), doch in unserem Leben verschlucken wir nachts bis zu 4 Spinnen. Von Käfern steht in dieser Statistik nix 😉 Bei mir haben viele Tiere zutritt, nur Ratten, Mäuse, Waschbären, Hornissen und Wespen müssen draußen bleiben. Für den Rest hab ich Fliegenfänger aufgehängt 🙂

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    • Du meinst, ich hätte den grünen Herren füttern müssen? Ich hätte zuviel Angst, ihm die falsche Diät zuteilwerden zu lassen… Soll er lieber selbst suchen 😉
      Das mit dem nächtlichen Spinnen-Verschlucken glaube ich auch weiterhin nicht. Ansonsten: Kostenlose Proteine 😀
      Waschbären kommen bei dir auch vorbei? Bei uns sind es eher mal die Füchse…

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  4. Meine Strategie ist, direkt über den Balkon werfen. Daran erkenne ich auch, welche noch leben. Diese Viecher liegen bei mir gern mal auf dem Rücken…ob sie tot sind oder nur meditieren, stelle ich spätestens beim Fallen fest. Ist so ähnlich wie Fallschirmspringen, der geht ja auch nicht sofort auf.😁

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  5. Mau Roe ,also ein anständiger Kater erledigt solche Dinge sicher,zügig, konsequent und Kompetent. Ich rate dazu einen solchen in die Wohnungsgemeinschaft einzuladen. Schnnnurr Dein Felix

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  6. Ich habe ums Haus herum Garten. Noch letztes Jahr war der Garten tot. Keine Vögel, keine Insekten, keine Schmetterlinge, keine Mäuse, keine Igelfamilie – nix dergleichen.. Nur Arbeit.
    In diesem Jahr wurden aller Pflegeaufwand gestrichen. Neulich hatte ich in meinem Büro einen grünen Grashüpfer. Ich bin happy.
    Das ganze 6- oder 8-beinige Viehzeug hat sich wieder eingefunden, und der Garten lebt. Ich bloss kein Garten, sondern zu 80%
    Wildnis. Und genau so ist es gut.

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  7. Ich hatte mal Grashüpfer, die durch mein Dachfenster hineinhüpften. Sie gehörten meinem Nachbar und waren ausgebüchst. Sie dienten als Futter für seine Vogelspinnen 😉

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