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113 | Artgerechte Haltung der Amerikanischen Kiefernwanze oder: Venushügel im Montagsblues

20 Kommentare

Montag.
Nach einer etwas zu kurzen Nacht bin ich spät dran, hüpfe eilig aus dem Badezimmer hinaus und in meine Homeoffice-Uniform hinein: Punkt 09:00 Uhr ist beim aktuellen Arbeitgeber Morgen-Appell.
Noch während ich mich am Laptop ins Meeting einwähle, verspüre ich ein sonderbares Brennen, aus ähem… südlicher Richtung.
Nun bringt der Herbst kühle und trockene Luft mit sich und die ein oder andere Hautreizung mag ja normal sein. Aber dieses Gefühl war ungewohnt.
Ich lupfe den Hosenbund und erblicke… etwas Braunes?
Bremsspuren auf Höhe des Venushügels?! Unwahrscheinlich…
Dann bewegt sich „die Bremsspur“. Ich kreische los, reiße mir Hose und Unterhose runter, und versuche hysterisch mit der Hand die völlig irritierte amerikanische Kiefernwanze aus meinem Schlüppi zu wischen. Sie krallt sich ob dieser Behandlung verzweifelt fest, bis ich sie – jetzt lauter kreischend – auf den PVC schnipse.
Nun stehe ich erstmal „unten ohne“ mit halbem Herzinfarkt im Wohnzimmer – die Wanze kriecht verstört und angeschlagen unter den Drehstuhl.

Ich hasse alles Kreuch- und Fleuchzeug!
Ich liebe Spinnen! Weil die dieses ganze Gesocks einfach wegfressen!
Wenn es nach mir ginge, wäre meine Wohnung bevölkert von Taranteln, die mir von der Fruchtfliege bis zum Hirschkäfer alles vom Hals halten würden.
Aus mir unbekannten Gründen ist mein Balkon trotz seiner Nähe zur sechsspuren Straße Anlaufstelle für diverses Krabbelzeug: Im Frühsommer verwandelt er sich regelmäßig in einen Friedhof für Maikäfer, oder wie ich sie nenne: „Fliegende Walnüsse“.
Ich bin beim Versuch des morgendlichen Lüftens einmal versehentlich auf eines dieser Exemplare getreten und im Schock fast von der Brüstung gesprungen!
Ausgerechnet die Amerikanische Kiefernwanze steht ganz oben auf meiner Hassliste – sieht sie doch aus wie ein Alien und ist für ihre Artverwandten wirklich groß.

Entsprechend beleidigt begutachte ich die brennende Stelle an meinem Allerheiligsten: Scheint noch alles dran zu sein und ist auch nix dazugekommen.
Ich schnappe mir den auf meinem Schreibtisch liegenden Urlaubsantrag, hieve fluchend den Drehstuhl zur Seite und suche nach dem Störenfried. Aha, da ist sie! Einmal auf das Formular geschubst und dann aber zügig raus mit dem Erste-Klasse-Ticket zum Gratisflug.
Ich googele nach dem Biest und schaue, was sie mir angetan haben könnte und was meine Weiblichkeit noch zu erwarten hat: „die Tiere beißen und stechen nicht“, „sondern bei Belästigung ein Abwehrsekret ab, das im Gegensatz zu Stinkwanzen nicht übelriechend ist“,…
Bei Belästigung? Wer hat denn hier wen belästigt?!
Also mit anderen Worten: Mich hat eine Wanze angepisst. Ey Fräulein, 2cm weiter südlich und ich hätte zurückgepisst!

Und die Wanze?
Ich nehme an, wenn man es sich in einem kuscheligen Baumwollslip gemütlich gemacht hat und plötzlich eine subkutane Fettschicht an der Backe hat (Po oder Gesicht ist bei der Größe vermutlich irrelevant), angebrüllt und dann auch noch weggeschnipst wird, ist der Montag auch für Wanzenverhältnisse irgendwie gelaufen.
Immerhin hatte sie gut zehn Stockwerke Zeit, zu realisieren, dass sie sich im freien Fall befindet, sich einen Kaffee einzuschenken, anzuziehen, zu rasieren und dann rechtzeitig vor der Grasnarbe die Flügel auszubreiten.

In Zukunft derartige Intimitäten wieder nur mit vorheriger Verabredung und Essenseinladung!

Autor: roerainrunner

https://roerainrunner.wordpress.com

20 Kommentare zu “113 | Artgerechte Haltung der Amerikanischen Kiefernwanze oder: Venushügel im Montagsblues

  1. :)))))))))))))))))

    …die hat sich ein Nestchen gesucht und wollte mit dir eine Familie gründen.

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  2. ,,Ach Du dickes Lottchen‘‘ auf solchen körpernahen Besuch kannste getrost verzichten.. Ja, ein warmes gemütliches Plätzchen wird nun gesucht… Biste nicht Tierlieb?
    Schönen Abend 🙂
    LG Sibylle

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  3. Na Hauptsache, die Kamera war noch aus, wäre sonst eine gute Vorstellung für die Kollegen gewesen. Roe südlich 😉

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  4. Wir haben im Garten Stinkwanzen. Die haben schon einige Früchte und Beeren ungenießbar gemacht, sowie einmal meine Frau. Die Jacke hat vielleicht gestunken.

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  5. Oh ihr Großstädter!

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  6. Das nennt sich friedliche Koexistenz.
    Die ist beendet, wenn mir wer die guten Sachen weg säuft.

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